Im Umgang mit ängstlichen Hunden hält sich ein hartnäckiger Mythos, den du vielleicht schon gehört hast. Er besagt, dass man einem ängstlichen Hund in angstauslösenden Situationen keine positive Zuwendung zukommen lassen sollte sondern ihn zu ignorieren hat. Das bedeutet, du sollst ihn nicht streicheln, nicht mit ihm kuscheln und ihm keine Leckerchen geben, da dies angeblich die Angst verstärken würde. In diesem Artikel klären wir, was es mit diesem Mythos auf sich hat und warum er so nicht stimmt.
Angst verstärken: Ein Gedankenexperiment
Können Ängste tatsächlich verstärkt werden, und ist es wahr, dass du Hunden, die Angst haben, keine Zuwendung oder Leckerchen geben sollst? Lass uns diese Frage klären, indem wir uns in die Lage versetzen, in der wir selbst möglicherweise Angst empfinden. Stell dir vor, du bist mit jemandem unterwegs, der Angst vor Spinnen hat. Ihr seht eine Spinne, und die Person äußert ihre Angst. Wenn du ihr in diesem Moment die Hand hältst oder ihr ein Stück Schokolade anbietest, wird sie höchstens sagen: "Nein danke, ich möchte jetzt nicht die Hand gehalten bekommen" oder "Ich will jetzt keine Schokolade." Es ist unwahrscheinlich, dass diese Angebote die Angst der Person verstärken. Ähnlich verhält es sich in der Regel bei Hunden.
Wie kann Angst beruhigt werden?
Angst ist eine Emotion, die dazu dient, uns vor potenziellen Gefahren zu schützen. Wenn eine Situation als gefährlich wahrgenommen wird, muss der Körper entsprechend reagieren, um zu überleben. Wenn dein Hund Angst hat und in dieser Situation etwas Angenehmes und Positives erlebt, ist es unwahrscheinlich, dass er denkt: "Oh, da passiert so etwas Tolles, ich habe jetzt noch mehr Angst." Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass positiver Zuspruch die Angst deines Hundes verstärkt.
Wie du deinen ängstlichen Hund beruhigen kannst
Generell musst du dir keine Sorgen machen. Wenn dein Hund sich in einer unangenehmen Situation befindet und positive Maßnahmen erfreulich für ihn sind, dann sind sie erlaubt. Wenn er die Situation verlassen möchte, lass ihn bitte gehen. Wenn er Schutz und Streicheleinheiten bei dir sucht, gewähre sie ihm. Wenn er auf deinen Arm möchte, nimm ihn auf den Arm. Du kannst auch versuchen, ihm Leckerchen oder eine Streichwursttube anzubieten. Nicht selten hilft das, da er die Situation positiver verknüpfen kann und lernt: "Hey, das hier ist ja gar nicht so schlimm, ich bekomme immer tolle Leckerchen."
Subjektive Wahrnehmung deines Hundes
Es ist entscheidend, auf die subjektive Wahrnehmung deines Hundes zu achten. Wenn er es in einer Angstsituation nicht als angenehm empfindet, gestreichelt oder hochgehoben zu werden, solltest du es nicht tun, da dies die Situation verschlimmern könnte. Es ist also wichtig, dich an deinem Hund zu orientieren und zu erkennen, was ihm in dieser Situation hilft.
Den Mythos entkräften
Den Mythos, dass Angst durch Zuwendung verstärkt wird, kann man also klar entkräften. Du darfst deinen Hund streicheln und ihm Leckerchen oder andere Zuwendungen geben, solange er sie als angenehm empfindet. Dennoch ist es wichtig, langfristig an der Bewältigung der Angstsituationen zu arbeiten. Wenn du unsicher bist oder dein Hund ernsthafte Angstprobleme hat, suche rechtzeitig professionelle Hilfe bei einem Hundetrainer, da Ängste ernst genommen und so schnell wie möglich behandelt werden sollten, um die Entwicklung schwerwiegender Verhaltensprobleme zu verhindern.